HÖREN PATIENTEN, WAS THERAPEUTEN SAGEN?

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Supp G1, Schoch W1, Baumstark MW2,3, Mai S4
1PULZ im Rieselfeld, Freiburg, Deutschland, 2Universität Freiburg, Institut für Sport- und Arbeitsmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland, 3Universität Freiburg, Medizinische Fakultät, Freiburg, Deutschland, 4Sheffield Hallam University, Sheffield, Vereinigtes Königreich

Hintergrund: Wenn Physiotherapeuten Übungen verschreiben oder Schulungen anbieten, gehen sie möglicherweise davon aus, dass diese Informationen den Adressaten erreichen. Wir wissen jedoch nicht, wie erfolgreich Physiotherapeuten darin sind, den Patienten diese Informationen zu vermitteln.

Zweck: Ziel dieser Studie ist es, herauszufinden, ob die Informationen, die Physiotherapeuten zu vermitteln glauben, tatsächlich das sind, was Patienten, die wegen Rückenschmerzen behandelt werden, tatsächlich hören und aus der klinischen Begegnung mitnehmen. Sekundäre Ziele sind, herauszufinden, welche Faktoren die Vermittlung dieser Informationen beeinflussen können, und zu beurteilen, wie relevant diese Informationen von den Patienten eingeschätzt werden.

Methoden: Im ersten Teil der Studie wurde ein Fragebogen verwendet, den die Patienten nach dem ersten Besuch ausfüllten. Die Patienten dokumentierten, welche Übungen/Informationen sie erhalten hatten und bewerteten die Relevanz der Ratschläge auf einer Likert-Skala. Die Therapeuten dokumentierten, welche Anweisungen sie den Patienten gaben und wie erfolgreich sie deren Umsetzung bewerteten. Anschließend wurden die Fragebögen verglichen und auf Unterschiede überprüft. Der zweite Teil der Studie umfasste halbstrukturierte Interviews, um die möglichen Gründe für etwaige Diskrepanzen in der Kommunikation zu ermitteln.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 90 Fragebogenpaare ausgefüllt. Alle Patienten konnten die erste durchgeführte Übung/Schulung genau dokumentieren. Von diesen Patienten bewerteten 98 % diese spezielle Intervention als „sehr relevant“ oder „relevant“. Als eine zweite Übung/Schulung durchgeführt wurde, erinnerten sich 92 % der Patienten an diese Intervention und 97 % bewerteten diese spezielle Intervention als „sehr relevant“ oder „relevant“. 67 % erinnerten sich an eine mögliche dritte Intervention und auch diese bewerteten 97 % als „sehr relevant“ oder „relevant“. Die Analyse von 14 Interviews ergab vier Themen, die möglicherweise zu den erfolgreichen Ergebnissen beigetragen haben: 1) Art der Beurteilung, 2) Übungen, 3) Sorgen wegen Rückenschmerzen, 4) Erwartungen.

Schlussfolgerung(en): Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Patienten verstanden, was die Therapeuten ihnen zu sagen hatten, und die bereitgestellten Informationen als relevant betrachteten. Laut dieser Studie scheinen die Patienten zuzuhören, was die Therapeuten sagen, wenn: 1) sie aktiv in den Diagnoseprozess einbezogen werden, 2) die Übungen einfach, alltagstauglich und wirksam sind, 3) die Sorgen der Patienten berücksichtigt werden und 4) die Erwartungen der Patienten geklärt werden.

Implikationen: Diese Studie bietet Implikationen sowohl für die klinische Praxis als auch für zukünftige Forschung. Kliniker sollten ermutigt werden, Patienten aktiv in die Erstuntersuchung einzubeziehen, um sicherzustellen, dass das volle Potenzial der Physiotherapie ausgeschöpft wird.
Die Bereitstellung einfacher, im Alltag des Patienten anwendbarer Übungen kann die Wirksamkeit der Behandlungsstrategien verbessern.
Klinikärzte sollten sich darüber im Klaren sein, welchen Einfluss die Gesamtzahl der angeleiteten Übungen oder die Menge der vermittelten Schulungen auf deren erfolgreiche Durchführung hat. Je nach klinischer Situation kann es sinnvoll sein, sowohl die Übungsanweisungen als auch die vermittelten Schulungen zu begrenzen, um sicherzustellen, dass die Patienten diese Informationen erfolgreich behalten. Bis zu drei Übungen und Schulungspunkte können gerechtfertigt sein, da immer noch mehr als zwei Drittel der Patienten eine gute Erinnerung nachweisen konnten.
In weiteren Forschungsarbeiten sollte die Anwendung von Shared Decision Making (SDM) im Diagnoseprozess evaluiert werden, um das volle Potenzial von SDM in der muskuloskelettalen Versorgung auszuloten.

Stichwort: Kommunikation, Schmerzen im unteren Rücken, gemeinsame Entscheidungsfindung

Finanzierungshinweise: keine

Thema: Muskuloskelettale

Ethikgenehmigung erforderlich: Ja
Institution: Physio Deutschland
Ethikkommission: Ethikkommission an der Physio-Akademie des Deutschen Verbandes für Physiotherapie
Ethiknummer: 2013-10


Alle Autoren, Zugehörigkeiten und Abstracts wurden wie eingereicht veröffentlicht.

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