ENTSPRECHEN DIE PRÄFERENZEN UND WERTE DER PATIENTEN DEN KLINISCHEN RICHTLINIEN? EINE UMFRAGE VON EINZELPERSONEN, DIE PRIMÄRE VERSORGUNG FÜR EINE ERKRANKUNG DES MUSKEL-SKELETT-SYSTEMS SUCHEN

M.-O. Dube1,2, P. Langevin1,2,3, H. Massé-Alarie1,2, J.-F. Esculier4,5, J.-S. Roy1,2
1Université Laval, Québec, Kanada, 2Centre Interdisciplinaire de Recherche en Réadaptation et Intégration Sociale, Québec, Kanada, 3Physio Interactive, Québec, Kanada, 4Universität von British Columbia, Vancouver, Kanada, 5The Running Clinic, Quebec, Kanada

Hintergrund: Clinical Practice Guidelines (CPGs) geben Ärzten Empfehlungen für ein optimales Patientenmanagement. Im Bereich der Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSKDs) neigen Physiotherapeuten dazu, diese Richtlinien sehr uneinheitlich zu befolgen. Ein möglicher Faktor, der diese mangelnde Einhaltung der CPGs erklärt, ist die Diskrepanz zwischen den von den Patienten geschätzten Interventionen und den Empfehlungen der Leitlinien. Diese beiden stellen grundlegende Aspekte der evidenzbasierten Praxis dar, die als „die Integration der besten Forschungsergebnisse mit klinischem Fachwissen sowie Patientenwerten und -präferenzen“ definiert wird. Die Identifizierung und Berücksichtigung der Patientenpräferenzen ist umso wichtiger, da sich gezeigt hat, dass die Erwartungen der Patienten das Behandlungsergebnis vorhersagen. Diese potenzielle Diskrepanz zwischen CPG-Empfehlungen und Patientenpräferenzen könnte für die Behandlung von MSKD problematisch sein und es Physiotherapeuten erschweren, einen optimalen Behandlungsplan zu formulieren.

Zweck: Die Ziele dieser Studie waren 1) die Beurteilung der Patientenpräferenzen hinsichtlich der optimalen Rehabilitationsmaßnahmen zur Behandlung ihrer MSKD (nichttraumatische Nacken-, Schulter-, Kreuz- oder Knieschmerzen) und 2) die Ermittlung der Übereinstimmungsrate zwischen Patientenpräferenzen und CPGs Empfehlungen.

Methoden: Teilnehmer aus ganz Kanada, die auf eine erste physiotherapeutische Beurteilung wegen einer MSKD (nicht traumatische Nacken-, Schulter-, Kreuz- oder Knieschmerzen) warteten, wurden über mehrere private Physiotherapiekliniken rekrutiert. Berechtigte Teilnehmer füllten eine webbasierte Umfrage (REDCap) zu soziodemografischen Faktoren, Präferenzen und Erwartungen in Bezug auf verschiedene Interventionen zur optimalen Behandlung ihrer MSKD, geschätzten Pflegekosten und der erwarteten Anzahl von Nachsorgesitzungen aus. Für jede Frage wurden beschreibende Statistiken extrahiert. Die Präferenzen der Patienten wurden mit geeigneten klinischen Leitlinien verglichen, um ihren Konkordanzgrad zu beurteilen.

Ergebnisse: 97 Teilnehmer (63 Frauen und 34 Männer; Durchschnittsalter: 50.3 ± 16.6) mit einem durchschnittlichen Schmerzniveau von 4.7 ± 2.2 (mittlere Dauer: 13 Wochen; IQR: 101 Wochen) antworteten auf die Umfrage. 80 % der Befragten glaubten, dass ihre MSKD fünf oder weniger Folgesitzungen zur Physiotherapie erfordern würde, und 5 % der Befragten gaben an, dass ihr Grad der Beteiligung an ihrer MSKD-Behandlung gleich oder geringer als der des Physiotherapeuten sein würde. Die drei Interventionen mit der höchsten Befragtenpräferenz waren
1) Mobilisierungen,
2) Übungen,
3) Bildung,
und die 3 mit der geringsten Präferenz waren
1) Kryotherapie,
2) Hitze,
3) Trockennadelung.
68 % der Befragten gaben an, dass sie erwarteten, Übungen zu erhalten, während 65 % erwarteten, Aufklärung über ihr MSKD zu erhalten.

Schlussfolgerungen: Obwohl die beiden am häufigsten empfohlenen Interventionen aus CPGs, Bildung und Übungen, zu den beliebtesten Interventionen in unserer Umfrage gehörten, erwarteten weniger als 70 % der Teilnehmer, diese Interventionen zu erhalten. Die Mehrheit der Befragten gaben an, dass ihr Engagement dem des Physiotherapeuten entsprechen oder geringer sein sollte, was teilweise im Widerspruch zu den CPGs steht, die ein aktives Management (Selbstmanagement) vorschlagen.

Implikationen: Physiotherapeuten müssen die Öffentlichkeit weiterhin sensibilisieren, damit Bildung und Übungen allgemein als Eckpfeiler der MSKD-Verwaltung anerkannt werden. Ärzte sollten sich auch darüber im Klaren sein, dass Patienten gerne Mobilisierungen erhalten, sodass sie darüber nachdenken können, sie in ihre Interventionen einzubeziehen, ohne dabei das aktive Management zu vergessen.

Finanzierungshinweise: Die Autoren gaben an, dass mit der in dieser Zusammenfassung vorgestellten Arbeit keine Finanzierung verbunden ist.

Stichwort:
Erwartungen der Patienten
Störung des Bewegungsapparates
Grundversorgung

Themen:
Muskuloskelettale
Medizinische Grundversorgung

War für diese Arbeit eine ethische Genehmigung erforderlich? Ja
Institution: CIUSS-CN
Komitee: Ethikkomitee für Sektorrehabilitation und soziale Integrationsforschung des CIUSSS-CN
Ethiknummer: 2021-2155

Alle Autoren, Zugehörigkeiten und Abstracts wurden wie eingereicht veröffentlicht.

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