Wirksamkeit und Eigenschaften der Reize der Aktionsbeobachtungstherapie bei Patienten mit Parkinson-Krankheit: Eine systematische Überprüfung

F. Temporiti1,2, P. Adamo1, F. Natali1, E. Cavalli1, R. Gatti1,2
1Humanitas Klinik- und Forschungszentrum – IRCCS, Mailand, Italien, 2Humanitas-Universität, Mailand, Italien

Hintergrund: Die Entdeckung des Spiegelneuronensystems hat die Entwicklung der Aktionsbeobachtungstherapie (AOT) zur Verbesserung der motorischen und funktionellen Fähigkeiten von Patienten mit Parkinson-Krankheit (PD) vorangetrieben. Dieser innovative Ansatz beinhaltet die Beobachtung von Videoclips mit motorischen Inhalten, die je nach Studie, die die Wirksamkeit der AOT beeinflusst, variieren können. Bisher gibt es keine Studien, die die Auswirkungen der AOT bei Patienten mit PD auf motorische und funktionelle Ergebnisse systematisch zusammengefasst und die Eigenschaften visueller Reize in Bezug auf ihre Wirksamkeit hervorgehoben haben.  

Zweck: Das Ziel dieser Studie bestand darin, den potenziellen Nutzen von AOT bei Patienten mit PD zu beschreiben und die Eigenschaften visueller Reize im Hinblick auf ihre Wirksamkeit zu diskutieren.

Methoden: Eine systematische Literaturrecherche wurde von Beginn an bis März 2020 in den Datenbanken MEDLINE, PubMed, EMBASE, Scopus und PEDro durchgeführt. Randomisierte kontrollierte Studien, die die Auswirkungen von AOT auf die motorische und funktionelle Erholung bei Patienten mit Parkinson untersuchten, wurden eingeschlossen. Zwei unabhängige Gutachter prüften die Unterlagen auf ihre Einschlussfähigkeit, bewerteten die methodische Qualität (PEDro-Skala) und extrahierten folgende Daten: Anzahl und Merkmale der Teilnehmer, Merkmale und Dosierung der Behandlungen, Ergebnismessungen bei jeder Nachuntersuchung und Hauptergebnisse. Die Ergebnisse wurden für jeden Zeitpunkt zu einer quantitativen Synthese (Mittelwertdifferenz und 95%-Konfidenzintervall) zusammengefasst.

Ergebnisse: Sieben Studien (189 Teilnehmer) mit einem mittleren PEDro-Score von 6.1 (Bereich: 4–8) Punkten wurden ausgewählt. AOT-Effekte zeigten sich bei der Gehfähigkeit (mittlere Differenz: -2.2 Sekunden beim 10-Meter-Gehtest) und typischen motorischen Symptomen wie dem Einfrieren des Gangs (mittlere Differenz: -1.6 bis -5.8 im Tagebuch zum Einfrieren des Gangs und -5.7 bis -6.3 im neuen Fragebogen zum Einfrieren des Gangs) und der Bradykinesie (mittlere Differenz: -145 Millisekunden beim Intervall zwischen den Tappings). Zusätzliche Vorteile hinsichtlich der Behinderung (mittlerer Unterschied: von -5.6 bis -7.0 für die Unified Parkinson's Disease Rating Scale II und von -17.8 bis 23.2 für die Unified Parkinson's Disease Rating Scale III) und der Lebensqualität (mittlerer Unterschied: von 28.1 bis -31.1 für den Parkinson's Disease Questionnaire – 39 in Bezug auf Mobilität und von -18.7 für den Parkinson's Disease Questionnaire – 39 in Bezug auf körperliches Unbehagen) wurden festgestellt, wenn die Intervention mit ökologischen akustischen Hinweisen verbunden war.   
In den eingeschlossenen Studien wurden AOT-Reize mit heterogener Dosierung (von einer einzelnen Sitzung bis zu 8 Wochen) verwendet, und die Eigenschaften der motorischen Inhalte könnten für die unterschiedliche motorische und funktionelle Erholung verantwortlich sein (personenbezogene Perspektive, transitive oder intransitive Handlungen, gesunde Probanden oder Patienten und Assoziation mit oder ohne Nachahmung).

Schlussfolgerung(en): AOT führt bei Patienten mit Parkinson zu Verbesserungen der motorischen und funktionellen Leistungsfähigkeit, insbesondere der Gehfähigkeit und gangbedingter Störungen. Die Art des Trainings und die visuellen Reize spielen eine Rolle bei der Bestimmung der AOT-Effekte.

Implikationen: In der klinischen Praxis sollten AOT-Behandlungen mindestens vier Wochen dauern und gegebenenfalls ökologische Hörreize beinhalten. Die Nachahmung beobachteter Handlungen wird empfohlen. Visuelle Reize sollten die Empathie der Patienten durch eine personenbezogene Perspektive (dritte Person für Bewegungsaufgaben und erste Person für Aktivitäten der oberen Extremitäten), transitive Handlungen aus dem motorischen Repertoire der Patienten und die Ähnlichkeit der Akteure mit dem klinischen Zustand der Beobachter fördern.

Finanzierung, Danksagungen: Die Autoren erhielten keine Förderung.

Stichwort: Parkinson-Krankheit, Aktionsbeobachtungstherapie, Funktionelle Wiederherstellung

Thema: Neurologie: Parkinson-Krankheit

War für diese Arbeit eine ethische Genehmigung erforderlich? Nein
Institution: Humanitas Klinik- und Forschungszentrum – IRCCS
Ausschuss: Interner Ethikausschuss des Humanitas Clinical and Research Center
Begründung: Bei der Studie handelt es sich um eine systematische Literaturübersicht.


Alle Autoren, Zugehörigkeiten und Abstracts wurden wie eingereicht veröffentlicht.

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