A. Hadfield1, L. Roberts1,2
1University of Southampton, School of Health Sciences, Southampton, Vereinigtes Königreich, 2University Hospital Southampton NHS Foundation Trust, Therapiedienste, Southampton, Vereinigtes Königreich
Hintergrund: Da Rückenschmerzen die häufigste Ursache für jahrelange Behinderung sind, ist es wichtig, die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen zu verstehen, um die Behandlung zu optimieren und anzupassen. Die Literatur hat gezeigt, dass Funktionsverlust aufgrund von Rückenschmerzen die Fähigkeit der Betroffenen beeinträchtigen kann, Arbeit zu leisten, Hausarbeit zu verrichten, Freizeitaktivitäten nachzugehen und wichtige Rollen wie Elternschaft und Autofahren wahrzunehmen. Darüber hinaus können ein vermindertes Selbstwertgefühl und ein wahrgenommener Identitätsverlust zu Gefühlen wie Selbsthass, Scham, Frustration, Wut, Negativität gegenüber anderen und Depressionen führen.
Zweck: Da die Auffassung vertreten wird, dass Rückenschmerzen episodisch auftreten, besteht dringender Bedarf, die Auswirkungen von Rückenschmerzepisoden auf die Aktivität und das Wohlbefinden der Menschen zu verstehen.
Methoden: Diese Forschung analysierte Daten aus einem großen Programm mit gemischten Methoden und umfasste eine Querschnitts- und Beobachtungsstudie mit 25 Erstkonsultationen und eine Längsschnittstudie mit 15 Behandlungsepisoden (mit 15 Konsultationen und 38 Folgeterminen), die in einer Physiotherapie-Ambulanz in einem städtischen Krankenhaus in Südengland stattfanden. Die Patienten wurden von ihrem Arzt überwiesen und erhielten eine individuelle (45-minütige) Konsultation mit einem Kliniker sowie Folgetermine (30-minütige) nach Bedarf. Es wurde eine gezielte Stichprobenziehung vorgenommen, um sicherzustellen, dass nach Möglichkeit alle vier Geschlechterkombinationen in die Datenerhebung einbezogen wurden (M-Therapeut und M-Patient; M:W; F:M; F:W), und eine Quotenstichprobe stellte sicher, dass maximal 4 Patienten von einem Kliniker rekrutiert wurden. Alle klinischen Begegnungen wurden von einem der Autoren beobachtet, aufgezeichnet und wörtlich transkribiert. Die Daten wurden thematisch mithilfe eines Framework-Ansatzes analysiert, der Transkription, Kodierung, Entwicklung einer Framework-Matrix und Interpretation der Daten umfasste.
Ergebnisse: Sechs Themen und 20 Unterthemen fassen die von den Patienten berichteten Auswirkungen der Rückenschmerzepisode auf ihr Leben zusammen, darunter: 1) Arbeit (einschließlich Krankheitstage, Ausscheiden aus dem Arbeitsmarkt, Arbeitsmodifikationen und wahrgenommene Verschlimmerung der Symptome); 2) Schlaf; 3) Aktivitäten des täglichen Lebens (einschließlich Einkaufen, Pflegeaufgaben, Hausarbeit, Ankleiden und Körperpflege); 4) körperliche Aktivität (einschließlich Sport und Bewegung, Gartenarbeit, Gehen, Treppensteigen, Bücken); 5) statische Aktivitäten (Sitzen und Autofahren); und 6) psychosoziale Auswirkungen, darunter schlechte Laune, eine Reihe negativer Emotionen und Identitätsverlust, die im Datensatz eine wichtige Rolle spielen.
Schlussfolgerung(en): In dieser Studie wurden anhand detaillierter Berichte aus erster Hand die physischen und psychischen Auswirkungen von Rückenschmerzen auf die Aktivität und das Wohlbefinden der Betroffenen beschrieben. Dieses komplexe Wirkungsgeflecht wirkte sich auf viele Aspekte des Lebens einer Person aus, und diese Studie zeigte, dass bei Menschen mit Rückenschmerzen Niedergeschlagenheit und negative Emotionen eine wichtige Rolle spielten.
Implikationen: Um patientenorientierte Interventionen durchführen zu können, müssen Physiotherapeuten eine umfassende Anamnese des Patienten mit spezifischen Beispielen der Auswirkungen seiner Symptome durchführen, die verwendet werden können, um die Schulung anzupassen, geeignete Ratschläge zu geben und relevante, gemeinsame Ziele festzulegen. Diese Studie unterstreicht die multifaktorielle Natur von Rückenschmerzen und die Bedeutung einer spezifischen Identifizierung der psychosozialen Auswirkungen auf das Leben einer Person. Das Erkennen und Ansprechen negativer Überzeugungen wie „Mein Rücken fühlt sich an, als würde er jeden Moment brechen“ ist ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung.
Finanzierung, Danksagungen: Versus Arthritis (ehemals Arthritis Research UK) finanzierte das Stipendium des leitenden Forschers, das die Datenerfassung ermöglichte (Grant-Nummer 17830)
Stichwort: Rückenschmerzen, Auswirkungen, Wohlbefinden
Thema: Bewegungsapparat: Wirbelsäule
War für diese Arbeit eine ethische Genehmigung erforderlich? Ja
Institution: Universität Southampton
Gremium: Ethikkommission der Fakultät für Umwelt- und Lebenswissenschaften
Ethiknummer: 56323.A1
Alle Autoren, Zugehörigkeiten und Abstracts wurden wie eingereicht veröffentlicht.