Förderung des Zugangs zur Rehabilitation für Menschen mit HIV: Entwicklung und Evaluation eines Bildungsprogramms in Kanada

Solomon P1, Salbach N2, O'Brien KK2, Nixon S2, Baxter L3, Gervais N1
1McMaster University, School of Rehabilitation Science, Hamilton, Kanada, 2Universität Toronto, Physiotherapie, Toronto, Kanada, 3HIV-Freiwilliger in der Gemeinde, Halifax, Kanada

Hintergrund: Für Menschen mit HIV (PLWH) ist der Zugang zu Rehabilitation, insbesondere Physiotherapie, oft eine Herausforderung. Dies trotz des dramatischen Wandels von einer akut tödlich verlaufenden zu einer chronischen Erkrankung, bei der viele Menschen aufgrund der Auswirkungen des Virus, der Nebenwirkungen von Medikamenten und der natürlichen Folgen des Alterns unter Behinderungen leiden. Mögliche Hindernisse sind mangelndes Wissen der Gesundheitsdienstleister über die Rolle der Rehabilitation. Ebenso sind sich PLWH der Leistungen und Vorteile der Rehabilitation möglicherweise nicht bewusst. Die Patientenaktivierung, also die aktive Mitwirkung an der eigenen Gesundheit, ist ein wichtiger Bestandteil des Managements chronischer Erkrankungen.

Zweck: Wir haben ein neuartiges Bildungsprogramm entwickelt, um Menschen mit HIV die Rolle der Rehabilitation näherzubringen, den Zugang zu Rehabilitation zu erleichtern und das Selbstmanagement der gesundheitlichen Herausforderungen eines Lebens mit chronischer Krankheit zu fördern. Wir haben die Machbarkeit und Akzeptanz der Innovation aus Sicht von Menschen mit HIV und Programmverantwortlichen bewertet.

Methoden: Dies war ein zweiphasiges Projekt unter der Leitung eines Beratungsausschusses, dem Menschen mit HIV, Physiotherapeuten und HIV-Gemeinschaftsorganisationen angehörten. In Phase 2 entwickelten wir einen Workshop mit evidenzbasierten pädagogischen Elementen der patientenzentrierten Betreuung, Peer-Education und des problembasierten Lernens. Wir erstellten Hilfsmittel (Online-Leitfäden und Workshop-Handbuch), um das Wissen über Rehabilitation sowie Kommunikation und Interessenvertretung zu fördern. Der Workshop legte den Schwerpunkt auf Erfahrungslernen und Rollenspiele. Er bestand aus vier Modulen, die in zwei zweistündigen Sitzungen in der Gemeinde abgehalten werden sollten. Wir rekrutierten drei HIV-Gemeinschaftsorganisationen und bauten die Kapazitäten der Gemeinde auf, indem wir drei Teams aus Organisationsmitarbeitern und ehrenamtlichen Peers als Co-Moderatoren ausbildeten. In Phase 1 rekrutierten wir 4 Menschen mit HIV zur Teilnahme an den Workshops. Jede Gemeindeorganisation führte zwei Workshops in kleinen Gruppen von vier bis acht Personen durch. Die Teilnehmer füllten nach dem Workshop schriftliche Evaluationen aus. Vier Workshop-Moderatoren und neun Menschen mit HIV-Patienten führten innerhalb eines Monats nach Abschluss des Workshops ein ausführliches qualitatives Interview. Wir führten qualitative Inhaltsanalysen von Evaluationen durch und transkribierten Interviews.

Ergebnisse: Das Feedback der Co-Moderatoren und Menschen mit HIV war insgesamt positiv. Sie berichteten von einem besseren Wissen über die vielfältigen Rollen der Rehabilitation und verbesserten Kommunikationsfähigkeiten. Die Länge des Workshops war unterschiedlich. Kleine Gruppen waren wichtig, um Diskussionen anzuregen und den Erfahrungsaustausch sowie die Vorbildfunktion zu fördern. Die Materialien wurden als notwendige Lernhilfe angesehen. Ein Co-Moderator-Modell wurde als unerlässlich angesehen, um Menschen mit HIV und die Einbindung der Gemeinschaft zu fördern. Moderatoren hatten Schwierigkeiten mit der Gruppendynamik, und erfahrenere Moderatoren wurden positiver bewertet.

Schlussfolgerung(en): Die Durchführung eines gemeindenahen Workshops zur Förderung des Zugangs zu Rehabilitation für Menschen mit HIV ist machbar und akzeptabel. Wichtig ist jedoch ein flexibles Durchführungsmodell. Ein Co-Moderator-Modell fördert zwar die Einbindung von Menschen mit HIV und die Eigenverantwortung der Gemeinde, erfordert jedoch möglicherweise zusätzliche Schulungen für erfahrene und qualifizierte Moderatoren, die die Workshop-Durchführung flexibel gestalten können.

Implikationen: Für Menschen mit HIV ist es wichtig, gesundheitliche Probleme zu erkennen, die durch Physiotherapie behandelt werden können, und ihre Bedürfnisse selbstbewusst mit ihren Hausärzten zu besprechen. Die Vermittlung von Fähigkeiten zur Förderung der Rehabilitation kann auch bei anderen chronischen Erkrankungen hilfreich sein.

Stichwort: HIV & Rehabilitation, Patientenaktivierung, pädagogische Intervention

Finanzierungshinweise: Diese Arbeit wurde durch einen „Knowledge to Action Grant“ des Canadian Institutes of Health Research finanziert.

Thema: Onkologie, HIV und Palliativversorgung; Gesundheitsförderung und Wohlbefinden/gesundes Altern

Ethikgenehmigung erforderlich: Ja
Institution: McMaster University
Ethikkommission: Hamilton Integrated Research Ethics Board
Ethiknummer: 14-544


Alle Autoren, Zugehörigkeiten und Abstracts wurden wie eingereicht veröffentlicht.

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