Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten (FS-05)

E McGowan1, LM Walton2, J Van Wijchen3, HC Labao4, J. Kibet51Trinity College, The University of Dublin, Physiotherapie, Dublin, Irland, 2University of Sharjah, Department of Physiotherapy, Sharjah, Vereinigte Arabische Emirate, 3HAN University of Applied Sciences, Nimwegen, Niederlande, 4Internationale Universität INTI, Negeri Sembila, Malaysia, 5Das Zentrum für Folteropfer, Nairobi, Kenia

Lernziele:

  1. Präsentation von Erfahrungen und Perspektiven von Physiotherapeuten, die mit Vertriebenen und Wanderarbeitern arbeiten.
  2. Die Teilnehmer dazu anregen, kritisch über Physiotherapiepraxis, Politik, Forschung und Ausbildung in Bezug auf die Bereitstellung von Dienstleistungen für Vertriebene und Wanderarbeiter nachzudenken und praktische Strategien zu erkunden, die die Versorgung dieser Bevölkerungsgruppen verbessern können.
  3. Diskutieren, wie Weltereignisse und der Klimawandel die Migration von Menschen und folglich die Rolle der Physiotherapie beeinflussen werden.


Beschreibung: In den letzten Jahren ist die Zahl der Flüchtlinge und Migranten weltweit stetig gestiegen (1). Es ist bekannt, dass Vertriebene aufgrund der körperlichen und psychischen Belastungen, die sie in ihren Heimatländern erfahren haben, und des Stresses durch die vielen Veränderungen, die durch den Migrationsprozess verursacht werden, ein erhöhtes Risiko für Gesundheitsprobleme haben (2,3). Die spezialisierte Behandlung und Rehabilitation, die Menschen mit Flüchtlingserfahrung benötigen, sind im Kontext von Migrationslagern oft nicht verfügbar oder suboptimal (4), und viele Flüchtlinge und Asylsuchende stoßen weiterhin auf viele Hindernisse beim Zugang zu medizinischer Versorgung und präventiven Diensten in ihren Aufnahmeländern (5) .
 
Zu den häufigen körperlichen Gesundheitsproblemen, die in dieser Population gemeldet werden, gehören: Verletzungen, Infektionskrankheiten, nicht übertragbare Krankheiten (NCDs) und Muskel-Skelett-Probleme (6,7). Viele Flüchtlinge haben bereits bestehende Behinderungen und chronische Gesundheitsprobleme, die langfristige Auswirkungen auf die individuelle Gesundheit haben (7). Anhaltende Schmerzen werden häufig von Flüchtlingen berichtet (8) und können erhebliche Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit haben. Trotzdem hat die Forschung gezeigt, dass die Beratungsraten für Physiotherapie bei Menschen mit Fluchterfahrung niedrig sind (5).
 
Menschen mit Fluchthintergrund sind eine heterogene Gruppe kulturell, ethnisch und sprachlich vielfältiger Personen mit komplexen gesundheitlichen Bedürfnissen. Folglich gibt es für diese Bevölkerungsgruppe eine Reihe potenzieller Hindernisse für den Zugang zur Versorgung, darunter Klischees, Kommunikationsschwierigkeiten und mangelndes kulturelles Bewusstsein der Angehörigen der Gesundheitsberufe (7).
 
Arbeitsmigranten sind eine weitere Bevölkerungsgruppe, die komplexe Gesundheitsbedürfnisse haben kann, aber beim Zugang zu Gesundheitsdiensten mit Hindernissen konfrontiert ist. Es wurde festgestellt, dass arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen unter Arbeitsmigranten weit verbreitet sind (9). Es wurde auch beobachtet, dass Wanderarbeitnehmer im Aufnahmeland im Laufe der Zeit eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustands zeigten. Faktoren, die dazu beitragen sollen, sind unter anderem: Unterbeschäftigung in riskanten Situationen, schlechte Arbeitsbedingungen, fehlendes Einkommen, heruntergekommene Wohnverhältnisse, fehlende familiäre Unterstützung und Schwierigkeiten beim Zugang zu Gesundheitsdiensten (10). Daher ist es zwingend erforderlich, dass diese Kohorte Zugang zu physiotherapeutischen Angeboten hat, die die psychosozialen Aspekte der Erwerbstätigkeit von Migrantinnen und Migranten berücksichtigen.
 
Der Umfang der Rolle der Physiotherapie für diese komplexen Bevölkerungsgruppen entwickelt sich weiter und ist derzeit noch nicht vollständig definiert. Physiotherapeuten müssen verstehen, wie ihre Rolle in das Gesamtbild passt. Angesichts neuer Herausforderungen am Horizont, darunter weitere politische Instabilität, Spannungen im Nahen Osten und Klimawandel, könnte sich das Profil der Vertriebenen in den kommenden Jahren ändern. Als Angehörige der Gesundheitsberufe müssen Physiotherapeuten über die Anpassungsfähigkeit und das Spektrum an Fähigkeiten verfügen, die erforderlich sind, um diese heterogenen Kohorten zu betreuen.
Das Hauptziel dieser Sitzung wird es sein, die Rolle und den Umfang der Physiotherapie bei der Arbeit mit Vertriebenen und Wanderarbeitern zu diskutieren und wie sich diese in verschiedenen Kontexten ändern können. In dieser Sitzung werden vier Experten sprechen. Dr. Lori Walton wird sowohl über ihre Erfahrung in der Arbeit mit gefährdeten Bevölkerungsgruppen von Frauen und Kindern als auch über ihre Forschung zur Untersuchung der Auswirkungen von Rehabilitationsprogrammen zur Stärkung der Resilienz berichten. Joanne Kibet wird traumafokussierte Physiotherapie und die Behandlung chronischer Schmerzen bei Überlebenden von Folter und Trauma erörtern. Hernan Labao wird über Muskel-Skelett-Erkrankungen, erfahrene Wanderarbeiter und die Bedeutung der Zusammenarbeit mit anderen Angehörigen der Gesundheitsberufe bei der Versorgung dieser Bevölkerungsgruppe sprechen. Abschließend wird Dr. Mike Landry die Arbeit des Teams des Physiotherapie- und Flüchtlingsausbildungsprojekts erläutern, das einen evidenzbasierten Ausbildungskurs für Physiotherapeuten entwickelt, die Menschen mit Flüchtlingserfahrung behandeln.

Implikationen/Schlussfolgerungen: Da die Zahl der Vertriebenen und Arbeitsmigranten zunimmt, wird die Zahl der Menschen aus diesen Bevölkerungsgruppen, die Zugang zu Physiotherapie erhalten, zunehmen. Physiotherapeuten müssen eine Reihe von Fähigkeiten nachweisen, um eine optimale Versorgung dieser Kohorten sicherzustellen, die oft komplexe gesundheitliche Bedürfnisse haben. Angesichts anhaltender Unsicherheit und politischer Instabilität sowie der sich abzeichnenden Bedrohung durch den Klimawandel wird die Versorgung dieser Bevölkerungsgruppen angesichts sich ändernder Situationen weiterhin mit Herausforderungen verbunden sein. Physiotherapeuten müssen in der Lage sein, sich an diese veränderten Umstände anzupassen. Dazu muss ein gutes Verständnis der Rolle der Physiotherapie bei der Behandlung dieser Bevölkerungsgruppen und der Entwicklung der Fähigkeiten, die für eine optimale Versorgung erforderlich sind, vorhanden sein. Der Austausch von Erfahrungen der Physiotherapie, die in diesem Bereich arbeiten und forschen, wird weitere Diskussionen und Engagements zu diesem wichtigen und aktuellen Thema anregen.


Bibliographie:

  1. Weltgesundheitsorganisation (2018): Bericht über die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten in der Europäischen Region der WHO. WER. Verfügbar um: http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0004/392773/ermh-eng.pdf?ua=1.
  2. Palic S, Elklit A (2009) Eine explorative Ergebnisstudie einer CBT-basierten multidisziplinären Behandlung in einer heterogenen Gruppe von Flüchtlingen aus einem dänischen Behandlungszentrum zur Rehabilitation traumatisierter Flüchtlinge. Folter 19;3:248-270.
  3. Razavi MF, Falk L, Björn Å, Wilhelmsson S (2011) Erfahrungen mit dem schwedischen Gesundheitssystem: eine Interviewstudie mit Flüchtlingen, die langfristige Gesundheitsversorgung benötigen. Scandinavian Journal of Public Health 39;3:319-325.
  4. Pinheiro I, Jaff D (2018) Die Rolle der Palliativversorgung bei der Bewältigung der Gesundheitsbedürfnisse syrischer Flüchtlinge in Jordanien. Medizin, Konflikt und Überleben 34;1:19-38,
  5. Kohlenberger J, Buber-Ennser I, Rengs B, Leitner S, Landesmann M (2019) Barriers to health care access and service Inanspruchnahme von Flüchtlingen in Österreich: Evidenz aus einer Querschnittsbefragung. Gesundheitspolitik 123:833-839.
  6. CARE (2017) Common Approach for Refugees and Other Migrants: Training Module and Course Syllabus. Europäische Kommission.
  7. Khan F, Amatya B (2017) Gesundheit und Rehabilitation von Flüchtlingen: Herausforderungen und Antworten. Zeitschrift für Rehabilitationsmedizin 49;5:378-384.
  8. Amris K, Williams ACDC (2015) Umgang mit chronischen Schmerzen bei Folterüberlebenden. Schmerzmanagement 5;1:5-12.
  9. Labao HC, Faller EM, Bacayo MFD (2018) „Schmerzen und Schmerzen“ philippinischer Wanderarbeiter in Malaysia: Ein Profil arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen. Annals of Global Health 84;3:474–480.
  10. Domnich A, Panatto D, Gasparini R, Amicizia D (2012) Der „gesunde Einwanderer“-Effekt: Gibt es ihn heute in Europa? Italienisches Journal of Public Health 9:3.

Schlüsselwörter: 1. Gesundheit von Flüchtlingen 2. Gesundheit von Migranten 3. Kulturelle Sensibilität


Finanzierungshinweise: Dr. Emer McGowan und Dr. Michel Landry sind Mitglieder eines von Erasmus+ finanzierten Projekts: Physiotherapy and Refugee Education Project (PREP).

Alle Autoren, Zugehörigkeiten und Abstracts wurden wie eingereicht veröffentlicht.

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