C. Simonin1, B. Berger2, S. Rogan1, P. Eichelberger1
1Berner Fachhochschule, Departement Gesundheitsberufe, Physiotherapie, Bern, Schweiz, 2Universität Salzburg, Abteilung für Sportwissenschaft und Kinesiologie, Salzburg, Österreich
Hintergrund: Laterale Knöchelverstauchungen (LAS) sind sehr häufige Verletzungen beim Sport und bei körperlicher Aktivität, und bis zu 40 % der Personen, die zum ersten Mal eine LAS erleiden, entwickeln möglicherweise eine chronische Knöchelinstabilität (CAI). Während der COVID-19-Pandemie beschränkten die Vorschriften der Schweizer Regierung die Physiotherapie mit persönlichem Kontakt auf Notfallbehandlungen. Telemedizin bietet die Möglichkeit, Patienten unter solchen Umständen zu behandeln.
Zweck: Ziel der Pilotstudie war in erster Linie die Bewertung der Durchführbarkeit einer größeren randomisierten, kontrollierten Studie zu telemedizinisch durchgeführter Bewegungstherapie bei Menschen mit CAI. Sekundär wurden mögliche Auswirkungen auf die telemedizinisch erfasste Haltungskontrolle, die subjektive Gelenkfunktion, die Muskelkraft und die Gelenkbeweglichkeit bewertet.
Methoden: Gesunde Probanden mit CAI wurden mithilfe des Fragebogens zur Identifizierung funktioneller Knöchelinstabilität (IdFAI) rekrutiert und nach dem Zufallsprinzip der Interventions- oder Kontrollgruppe zugewiesen. Als primäre Ergebnisse wurden Rekrutierungsdaten und Adhärenzraten erhoben. Sekundäre Ergebnisse umfassten (1) Haltungsschwanken während eines Gleichgewichtstests mit geschlossenen Augen auf einem einzelnen Gliedmaßen auf instabilem Untergrund unter Verwendung der Sway Balance Mobile App (SBMA), (2) Ausfallschritttest unter Belastung (WBLT), (3) Foot and Ankle Ability Measure Sports und ADL-Subskalen (FAAM-S, FAAM-ADL) und (4) Fersensteigtest im Stehen (SHRT). Die Tests wurden per Physitrack-Videoanruf von einem verblindeten Physiotherapeuten durchgeführt. Die Interventionsgruppe absolvierte eine 6-wöchige Rehabilitation, die sich mit Kraft, neuromuskulärer Kontrolle, Bewegungsumfang und Haltungskontrolle befasste und von einem zweiten Physiotherapeuten per Physitrack angeleitet wurde. Nach 6 Wochen wurden alle Probanden erneut getestet. Da sich die vorliegende Arbeit auf die Durchführbarkeit des Telegesundheitsansatzes für Beurteilung und Übungsanleitung konzentrierte, beschränkte sich die Bewertung auf die Interventionsgruppe und wurde deskriptiv durchgeführt.
Ergebnisse: Während der 14-tägigen Rekrutierungsphase nahmen 194 Personen an der Online-Umfrage teil. Von den 80 ausgefüllten Umfragen erfüllten 46 die Teilnahmekriterien. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Studienstichprobe auf die ersten 21 teilnahmeberechtigten Personen beschränkt. Die Interventionsgruppe (n=11) zeigte eine Adhärenzrate von 92.9 % und erzielte Verbesserungen bei der Haltungskontrolle (+9.8 %), der Muskelkraft (+50.6 %) und den patientenorientierten Ergebnissen (FAAM-S/ADL: +6.9 %/+1.9 %).
Schlussfolgerung(en): Das Studiendesign kann für weitere Arbeiten mit größeren Stichproben gewählt werden. Empfehlungen für kleine Anpassungen umfassen die Überwachung der vollen Dosierung der Bewegungstherapie und eine angepasste Zeitplanung der Telemedizin-Termine. Die Fernbewertung von SBMA, WBLT und SHRT zeigte nur wenige Schwierigkeiten, aber die Validität im Vergleich zur Live-Bewertung sollte überprüft werden. Deckeneffekte von SBMA und FAAM erschweren die Bewertung positiver Effekte und sollten durch Hinzufügen eines Fragebogens zur selbstberichteten Funktion zu den Einschlusskriterien verringert werden. Dennoch zeigte das generische aktive Trainingsprogramm positive Tendenzen bei der Haltungskontrolle, der Muskelkraft und dem patientenorientierten Ergebnis. Es wird angenommen, dass Änderungen teilweise klinisch relevant sind. Als Alternative sollte ein Studiendesign mit einem befundbasierten Behandlungsansatz in Betracht gezogen werden, um die Komplexität und Individualität von Personen mit CAI sowie der Physiotherapiepraxis zu berücksichtigen.
Implikationen: Die Telemedizin-Therapie ist eine mögliche Ergänzung, aber kein Ersatz für eine persönliche Therapie.
Bei bestehenden therapeutischen Beziehungen kann die Telemedizin Physiotherapeuten bei der Behandlung in Extremsituationen wie der COVID-19-Pandemie unterstützen.
Im Rahmen der Forschung könnte Telemedizin die Rekrutierung von Teilnehmern erleichtern.
Bei bestehenden therapeutischen Beziehungen kann die Telemedizin Physiotherapeuten bei der Behandlung in Extremsituationen wie der COVID-19-Pandemie unterstützen.
Im Rahmen der Forschung könnte Telemedizin die Rekrutierung von Teilnehmern erleichtern.
Finanzierung, Danksagungen: Diese Studie wurde durch ein Stipendium von physiobern, dem Physiotherapeutenverband des Kantons Bern, Schweiz, unterstützt.
Stichwort: chronische Sprunggelenkinstabilität, Telemedizin, Bewegungstherapie
Thema: Innovative Technologie: Informationsmanagement, Big Data und künstliche Intelligenz
War für diese Arbeit eine ethische Genehmigung erforderlich? Nein
Institution: Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern
Ausschuss: KEK-BE Req-2020-00248
Begründung: Gemäss Ethikkommission fiel die Studie nicht unter das Schweizer Bundesgesetz über die Forschung am Menschen.
Alle Autoren, Zugehörigkeiten und Abstracts wurden wie eingereicht veröffentlicht.