Gewichtsstigmatisierung in der Physiotherapie: eine systematische Überprüfung

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Cavaleri R.1, Kurz T.1, Karunaratne S.1, Chipchase L.1
1Western Sydney University, School of Science and Health, Sydney, Australien

Hintergrund: Adipositas wird heute als ein vielschichtiges chronisches Gesundheitsproblem anerkannt. Trotzdem durchdringt die Gewichtsstigmatisierung weiterhin Bildung, Beschäftigung und die Medien. Es ist bekannt, dass eine solche Stigmatisierung die Gesundheit und das Wohlbefinden von Personen beeinträchtigt, die übergewichtig und fettleibig sind. Daher wird der Gewichtsstigmatisierung im Gesundheitswesen zunehmende Aufmerksamkeit geschenkt. Physiotherapeuten spielen eine wichtige Rolle bei der Gesundheitsversorgung von übergewichtigen oder fettleibigen Menschen. Dazu gehört nicht nur das direkte Gewichtsmanagement, sondern auch Interventionen, die auf gewichtsbedingte Komorbiditäten abzielen. Die Gewichtsstigmatisierung in der Physiotherapie kann folglich den Fortschritt des Patienten behindern und zu einer suboptimalen Gesundheitsversorgung führen. Trotz dieser Überlegungen haben keine systematischen Übersichtsarbeiten die Prävalenz oder Auswirkungen der Gewichtsstigmatisierung in der Physiotherapie untersucht.

Zweck: Zur Überprüfung der verfügbaren Forschung bzgl
i) Gewichtsstigmatisierung bei Physiotherapeuten und
ii) die Art und Weise, wie Gewichtsstigma von Physiotherapiepatienten wahrgenommen wird.

Methoden: Datenbankrecherchen identifizierten quantitative und qualitative Studien, die vor 2016 veröffentlicht wurden. Zwei Gutachter führten unabhängig voneinander eine Datenextraktion und Bewertungen der methodischen Qualität durch. Zu den Ergebnismessungen gehörten explizite Einstellungen, implizite Einstellungen und Patientenwahrnehmungen zum Umgang mit Adipositas. Explizite Stigmatisierung wurde als ein bewusster Prozess definiert, der durch Fragebögen zur Selbstauskunft gemessen wurde, während implizite Stigmatisierung als unbewusster Prozess definiert wurde, der gemessen wurde, indem automatische Antworten von Teilnehmern ohne deren Bewusstsein ausgelöst wurden. Die Beweise wurden deskriptiv synthetisiert und die Papiere wurden unter Verwendung der Hawker-Checkliste für unterschiedliche Daten bewertet.

Ergebnisse: Sieben qualitativ hochwertige Studien wurden eingeschlossen. Explizite Gewichtsstigmatisierung war ein häufiger Befund, wobei die Mehrheit der Physiotherapeuten in den sechs Studien in diesem Bereich Menschen mit erhöhtem Gewicht im Allgemeinen als „nicht konform“ und „unmotiviert“ bezeichnete. „Körperliche Inaktivität“ und „übermäßiges Essen“ wurden als Hauptursachen für hohes Körpergewicht angesehen, wobei breitere kontextuelle Einflüsse kaum berücksichtigt wurden. Eine Studie untersuchte das implizite Gewichtsstigma und zeigte, dass dies in der Praxis der Physiotherapie ebenfalls üblich ist, aber möglicherweise die Behandlungsentscheidungen nicht beeinflusst. Die einzige Studie, die die Patientenwahrnehmung von Gewichtsstigmatisierung untersuchte, ergab, dass Patienten glaubten, dass physische Umgebungen (einschließlich schmaler Sockel und Poster von „gesunden“ Menschen) und paternalistische Kommunikationsstile die Gewichtsstigmatisierung in der Physiotherapiepraxis propagieren.

Schlussfolgerung(en): Sowohl explizite als auch implizite Gewichtsstigmatisierung sind in der Physiotherapie üblich. Obwohl diese Stigmatisierung die Behandlungsentscheidungen möglicherweise nicht direkt beeinflusst, wird sie häufig von Patienten wahrgenommen, die sich dadurch möglicherweise unmotiviert oder ignoriert fühlen. Die Atmosphäre und das Umfeld einer Physiotherapiepraxis selbst können bei übergewichtigen Personen ebenfalls zu Unbehagen oder Verlegenheit führen.

Implikationen: Viele Physiotherapeuten erkennen die Vielschichtigkeit der Gewichtszunahme nicht vollständig an. Personen, die übergewichtig oder fettleibig sind, nehmen oft eine Gewichtsstigmatisierung durch Physiotherapeuten wahr, die didaktische oder paternalistische Kommunikationsstile übernehmen. In den frühen Phasen eines Gewichtsmanagementprogramms kann es daher vorteilhafter sein, sich auf die Entwicklung eines Rapports zu konzentrieren, anstatt auf die Gewichtserziehung. Die Verwendung breiterer Sockel, Geräte mit höheren Empfehlungen für das maximale Gewicht und weniger Poster, die dünne Personen als „gesund“ darstellen, können die Wahrnehmung der Gewichtsstigmatisierung verringern. Zukünftige Forschung zur Gewichtsstigmatisierung ist erforderlich, um bei der Entwicklung geeigneter Präventionsstrategien behilflich zu sein.

Finanzierungshinweise: Keiner.

Thema: Berufliche Probleme

Ethik-Genehmigung: Eine ethische Genehmigung war für diese systematische Überprüfung nicht erforderlich.


Alle Autoren, Zugehörigkeiten und Abstracts wurden wie eingereicht veröffentlicht.

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