Fünf Physiotherapieverbände aus deutschsprachigen Ländern/Gebieten fordern umfassende Reformen zur Stärkung der Patientenversorgung in ganz Europa, mit besonderem Schwerpunkt auf Ausbildung, Qualitätsstandards und fortgeschrittener Physiotherapiepraxis (APP).
Mitgliedsorganisationen der Weltphysiotherapie Physio Austria/Österreichischer Physiotherapieverband, Deutscher Verband für Physiotherapie/Deutscher Verband für Physiotherapie, Physiotherapeuten Verband Fürstentum Liechtenstein/Physiotherapeutenverband des Fürstentums Liechtenstein und Association Luxembourgeoise des Kinésithérapeutes/Luxemburger Verband der Physiotherapeuten und Physioschweiz trafen sich vor Kurzem in Bern (Schweiz), um die anhaltenden Unterschiede zwischen ihren Ländern/Gebieten hinsichtlich Ausbildung, Entlohnung und Betreuungsverantwortung zu erörtern.
Bei dem Treffen einigten sich die Vertreter der fünf Verbände auf drei Kernprioritäten:
- Vollständige Akademisierung der Physiotherapie, wobei ein Bachelor-Abschluss die Mindestqualifikation ist, mit klaren Wegen zu Master- und PhD-Programmen
- Harmonisierte Qualitätsstandards, einschließlich obligatorischer Registrierung und regelmäßiger Neuregistrierung
- Anerkennung der Spezialisierung und der erweiterten Physiotherapiepraxis mit entsprechender Vergütung für höhere Qualifikationen
Während fortgeschrittene Praktiker in der Regel Spezialisten sind, weisen die Verbände darauf hin, dass nicht alle Spezialisten zwangsläufig als fortgeschrittene Praktiker gelten. Der Begriff APP hat im Deutschen keine genaue Entsprechung, daher werden die Begriffe Spezialisierung und fortgeschrittene Physiotherapiepraxis parallel verwendet.
APP ist definiert als klinische Praxis, bei der Physiotherapeuten komplexe Behandlungsentscheidungen treffen und unvorhersehbare Risiken mithilfe systematischer klinischer Überlegungen bewältigen. Internationale Studien zeigen, dass APP die Gesundheitskosten senkt, Ärzte entlastet, Wartezeiten verkürzt und die interprofessionelle Zusammenarbeit fördert.
Die Verbände betonen, dass die Angleichung der Ausbildungs- und Qualitätsmaßnahmen in ganz Europa die berufliche Mobilität verbessern und sicherstellen werde, dass die Patienten unabhängig von den Grenzen eine einheitliche, evidenzbasierte Versorgung erhalten.
In einer gemeinsamen Erklärung erklärten Vertreter der fünf Verbände: „Wir müssen Ausbildung, Qualitätssicherung und Anerkennung fortgeschrittener Verfahren harmonisieren. Dies kommt den Patienten zugute und stärkt die Rolle der Physiotherapie in modernen Gesundheitssystemen.“
Sollten diese Vorschläge angenommen werden, wären sie ein bedeutender Schritt zur Stärkung der Rolle der Physiotherapie als unabhängige Wissenschaft und würden sicherstellen, dass fortgeschrittene klinische Fachkenntnisse im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus anerkannt und belohnt werden.
